Heutiges Gespräch - Was sagt ihr dazu???

Ich besuche einen Englisch Kurs und diskutierte heute mit einigen KurskollegInnen.

Ein älterer Herr: Die Ausländer müssen sich anpassen und unsere Kultur übernehmen. Das machen die Österreicher auch, die auswandern.

Älteres Semester: Müssen sie nicht. Und du glaubst, dass alle ÖsterreicherInnen die in einem Moslemischen Land leben, nicht am 24. Dezember Weihnachten feiern?

Ein junger Mann: Die sind alle kriminell und arbeitsscheu.

Ein anderer junger Mann: In die Kriminalstatistik kommen auch alle Asylanten, deren Asylantrag, wegen Nichtbearbeitung von seitens der österreichischen Behörden, abgelaufen ist.

Was heißt "SICH DER KULTUR ANPASSEN??" Wie argumentiert ihr auf diese 0815 Kampfrethorik?
creature - 27. Mai, 22:51

da fällt mir keine argumentation ein, ich denke nur, idiot.
leider gibts da schon so viele, wissen nichts, haben alles nur irgendwo gelesen und hinterfragen nicht!

oelwaechselkurs - 27. Mai, 22:57

ich habe ja auch schon fast aufgegeben,

aber manchmal packt mich dann der ehrgeiz schon. ideot, denke ich auch immer, vor allem haben die meisten überhaupt kein wissen über österreichische geschichte oder kultur in anderen ländern (man kann sowieso nicht alles wissen) aber vielen fehlt das basiswissen, d.h. sie haben das schulsystem nicht genutzt.

lg öwk
steppenhund - 27. Mai, 23:07

am leichtesten tut man sich,wenn man selbst keine Kultur hat. dann braucht man auch nicht viel anzupassen.

creature - 27. Mai, 23:13

richtig!
ich frage mich immer was unsere kultur ist?
oelwaechselkurs - 27. Mai, 23:24

ich bin auch immer ratlos, was meine - unsere kultur ist??

das ist sehr individuell, religion, kunst, essen?

ich mag jelinek, angenommen steppenhund oder creature nicht, also ist jelinek

nicht österreichische kultur,

aber sie hat "FÜR ÖSTERREICH" oder "ALS ÖSTERREICHERIN" den nobelpreis bekommen.

nicht so leicht.

schweinsbraten: mag ich nicht!

religion: nicht einmal mehr auf dem papier evangelisch, da ausgetreten (vor 20 jahren).

sch*** ich habe keine österreichische kultur.

creature - 27. Mai, 23:46

klar,
ostbahn kurti
heller
goisern
extrem schrammeln
jelinek
bernhard
kolig
hundertwasser
schwab
turrini
handke
hrdlicka
hader
deix
etc...
oelwaechselkurs - 28. Mai, 00:00

ostbahhn kurti - mag ich als mensch, aber nicht seine stimme

heller: mag ich, goisern, jelinek, bernhard, kollig, schwab, turrini, handke detto.
deix: nein, hundertwasser war für mich ein zu großer kopierer.

heute sagte der ältere herr, das es eh klar ist, dass ich die linken, österreichbeschmutzer lese: bernhard, jelinek usw. er las nat. noch nie ein buch dieser schriftstellerInnen.
creature - 28. Mai, 00:22

einen künstler muß man nicht mögen, ich hab auch kein jelinek buch gelesen und werds auch nicht.
dem künstler soll gestattet sein sich in seinen werken auszudrücken wie er es möchte, das kann ich wertschätzen, sie sind eine bereicherung für die menschen.
einiges gefällt, anderes eben nicht, aber zu beurteilen ob das links oder österreichbeschmutzt ist (was für ein blöder ausdruck) offenbart sich als kleingeist.
steppenhund - 28. Mai, 15:46

@Kulturbegriff

Überlegung:
Ist das Kultur?
ostbahn kurti
heller
goisern
extrem schrammeln
jelinek
bernhard
kolig
hundertwasser
schwab
turrini
handke
hrdlicka
hader
deix
etc...
Es ist egal, wen davon ich mag oder nicht.
Doch Kultur beinhaltet für mich nicht nur die Gegenwart.
Kultur beinhaltet die Geschichte, die geschichtliche Entwicklung, die zum heutigen Erscheinungsbild Österreichs gehört.
Zur Kultur zähle ich beispielsweise auch die Multikultur, die sich noch von den Habsburgern ableitet:
Germknödel, Powidldatschkerln
eine Staatsoper
einen Burggarten
...
im weiteren Sinne würde ich zu unserem Kulturbegriff auch den Umgang mit dem Leben sehen.
Eine katholische Bigotterie, um einmal etwas Negatives zu erwähnen, eine Theater und Kabarettlandschaft, die in der Menge ihresgleichen sucht,
Sauberkeit,
Sicherheit,
der Umgang mit Wasser,
das Verständnis, was man tun darf und nicht, also unsere Gesetzes- und viel mehr Verfassungssituation.
Und wenn schon Literaten genannt werden, dann gehört da zumindest das 20. Jhd dazu, wenn man z.B. einen Grillparzer unbedingt ausschließen möchte.
Zur Kultur gehört auch die Kapuzinergruft und das Wissen um die dreigeteilte Bestattungsart, selbst wenn das wieder nur auf negative Eifersüchteleien verschiedener Orte zurückzuführen ist.
Zur Kultur gehört das Wr. Kaffeehaus und die Einstellung, Zeit zu haben.
Zur Kultur gehört der Umgang mit dem Tod, unser Raunzen, unsere hohe Selbstmordrate.
Einiges gehört zur Kultur. Wenn man es an wenigen Dingen festmachen will, sind es vermutlich historische Strömungen, die sich politisch und kirchenpolitsch klassifizieren lassen.
Einzelphänomene sind kulturwirksam. Die Gesamtheit machts.
creature - 28. Mai, 18:41

ja, du hast es um wichtiges erweitert, wobei bei manchem was als kultur bezeichnet wird ich es als gewohnheit sehe, wie das raunzen..;)
für mich als eingewanderter kärntner war das anfangs etwas seltsam!
wie ein mensch eine kultur, ich sehs auch als überlieferte gebräuche, verändern kann läßt sich in diesem buch gut nachvollziehen, was sich aber als sehr positive umstellung erwiesen hat.
Nante - 28. Mai, 06:23

es gibt an sich gar kein " Anpassen",

wer sich anpasst, bleibt sich im Kern gleich ..
das Ziel muss echtes Miteinander in gegenseitigem Respekt sein ...
ILLUSORISCH im Augenblick
aber dann muss es Nahziel sein - und das ist real,

ANERKENNEN, dass es in unseren Städten bereits PARALLELLGESELLSCHAFTEN gibt ... und das Beste ( Humanst) daraus für sich machen


Beweisführungsversuch: weder bleiben unsere Ausländer - oder Österreicher mit Migrationshintergrund sich gleich - geht ja gar nicht in einer anderen Umgebung
noch passen sie sich an..

Das Leben mit Menschen, die eine andere Sprache sprechen, andere Ess - Trink - Freizeitverhaltenkultur haben, verändert immer auch das Leben der " Neuen" ganz automatisch ... und das Leben der "Alten" ..

Aber weil sehr viele diesen interdependenten Vorgang nicht sehen - wollen oder sehen können, kommen u.a. auch atavistische Antihaltungen bei den " Alten" zustande.
Das ist nicht nur in Österreich so, es ist soziologisches Faktum.

oelwaechselkurs - 28. Mai, 09:23

hallo nante,

das sehe ich auch so. aber die menschen die anpassung schreien, meinen eigentlich "raus", "seids leise" "ladet nicht leute ein", sie sprechen über kultur meinen aber eigentlich ganz was anderes.

lg öwk
creature - 28. Mai, 10:35

kulturen vermischen sich und daraus entsteht neues, das war immer so wenn wir die geschichte betrachten.
auf der einen seite sind die konservativen (kommt von konservieren), die traditionalisten, die alles so haben wollen wies früher war (es war nie so, selbst da hat sich immer wieder viel verändert).
auf der anderen seite die progressiven, die neugierig sind und gerne neues versuchen.
ein mittelweg ist vielleicht das beste, unstimmigkeiten entstehen immer wenn eine seite mit gewalt versucht den anderen ihre sicht aufzudrängen.

was die letzten jahre mit der einwanderung geschehen ist war nicht sehr durchdacht und das wirkt sich derzeit aus, da kamen menschen aus einfachsten verhältnissen mit geringer bildung und einem starren menschenbild zu uns, für die ist es ein kulturschock und sie reagieren mit rückzug und suchen ihre identität an ihren alten gewohnheiten festzumachen und treffen hier auf dieselbe mentalität, das erzeugt unfrieden und unverständnis und bringt den rechten immer mehr stimmen ein.
oelwaechselkurs - 28. Mai, 10:55

an creature,

da gebe ich dir recht, das höher gebildete weniger schwierigkeiten haben bei einer auswanderung. und unsere untere bildungsschicht (insoferne sie auch keine herzensbildung haben) denken in stereotypen. die krone und die beiden rechts-rechten parteien hetzen und finden zustimmung. ich habe ein türkische nachbarin die sprach noch vor einem jahr gebrochen deutsch. sie ließ sich scheiden (gott sei dank die streitereien waren unerträglich) und sie arbeitet jetzt und siehe da wir können schon ein schönes, gepflegtes deutsches gesprächen führen. sie stammt auch aus einer anatolischen bauernfamilie und schaffte den weg aus einer gewissen abhängigkeit (kein kopftuch, deutsch lernen und die scheidung).

lg öwk

bonanzaMARGOT - 28. Mai, 13:42

anpassen heißt für mich lediglich, dass man sich in einem fremden land anständig benimmt und die herrschenden gesetze achtet. wenn man in einem fremden land arbeiten und leben will, sollte man sich ausreichende sprachkenntnisse aneignen und sich auch etwas mit den bräuchen und sitten auskennen.
es ist klar, dass ich als fremder nicht einfach meine heimatlichen sitten in einem fremden land zum gesetz erheben kann. der respekt vor den regeln in dem fremden land geht vor dem eigenen sittlichkeitsgebaren. wenn z.b. in deutschland das kopftuch (weshalb auch immer) in den schulen verboten ist, dann ist dieses verbot zu respektieren; wie deutsche urlauberinnen selbstverständlich z.b in der türkei ein oben-ohne-badeverbot respektieren müssen.
ich weiß gar nicht, worüber bei dieser anpassungs-geschichte eigentlich gestritten wird - ist wahrscheinlich nur eine alibi-diskussion, wo einige leute ihre fremdenfeindlichkeit (versteckt - aber deutlich genug) zu erkennen geben.
diese idioten gibts leider in allen ländern. das ist kein spezifisch deutsches oder österreichisches problem. allerdings glänzen die deutschen, glaube ich, sowieso nicht durch gastfreundlichkeit - haben sie noch nie wirklich.

bonanzaMARGOT - 28. Mai, 14:15

zur frage, was die eigene kultur ist (entschuldige, mir ist grad langweilig): ich würde meinen, dass die kultur hauptsächlich auf vier standbeinen steht: 1. zivilisation: fortschritt, technik, gesetz, staatsform, infrastruktur ...
2. geschichte: nahe geschichte, eingebundenheit in einer staatengemeinschaft, herkunft, fernere geschichte, kultur- und kunstgeschichte ...
3. religion und ethik: vorherrschende religionen und moralvorstellungen, soziales miteinander, bräuche und sitten ...
4. sprache: sprachgeschichte, literatur, kommunikationskultur ...

es kommt einiges zusammen. und natürlich gibt es da zu einigen anderen kulturen außerhalb europas genügend reibungspunkte. es ist also trotz der globalisierung gar nicht leicht, sich in einer anderen kultur als fremder zu bewegen und zurecht zu finden. voraussetzung sind immer eine natürliche menschliche offenheit ... toleranz und friedliche absichten.
die angst vor der überfremdung ist auch schon so alt, wie es stadt- und staatsgesellschaften gibt (und noch älter). da wirken archaische aggressionen/verhaltensmuster, die manche leute eben mangels geistiger natur/kultur weniger im zaum halten können als andere. wobei eine gesunde skepsis neben der neugier gegenüber fremden mir durchaus sinnvoll erscheint. man sollte vor lauter menschenliebe nicht naiverweise geradezu auf alles fremde freudenstrahlend zulaufen - dabei verlor schon so mancher seinen kopf.
steppenhund - 28. Mai, 15:48

gute einteilung. Ich hab sie erst gelesen, als ich meinen Beitrag schon geschrieben hatte.
Ich habe nur zwei Klassen unterschieden, aber die vier sind vermutlich noch besser.
bonanzaMARGOT - 28. Mai, 16:06

die einteilung ist ja nur der übersichtlichkeit wegen. die bereiche überschneiden sich teilweise. die gesamtheit eines in grenzen definierten lebensraumes macht kultur aus - geographisch, ideologisch, gesellschaftlich und politisch.
die kulturen der menschheit stehen ständig mehr oder weniger freiwillig durch kriege, völkerwanderungen und inzwischen durch die globalisierung im austausch und diskurs. die identifikation mit einer bestimmten (großräumigen) kultur basiert in der hauptsache auf sprache, nationalismus und religion bzw. ideologie.
jeder kulturraum spaltet sich aber in beinahe unzählig viele unterräume auf, welche bis in den privatbereich reichen - familie, sportverein, kleintierzuchtverein, arbeitsplatz ...
man kann das beinahe fraktal deuten - denn die muster ähneln sich im großen und ganzen.
wir leben also im speziellen auch in der kultur, die wir uns selbst privat basteln.
oelwaechselkurs - 28. Mai, 17:13

hallo an alle,

vielen dank für die tollen kommentare. ich werde (vielleicht zu pfingsten) einzelne teile - wenn es euch recht ist - zur diskussion stellen.

lg öwk

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