Sind Verbrechen unterschiedlich zu bewerten?
Hallo MitbloggerInnen,
ich diskutierte mit FreundInnen oft über Verbrechen und Strafen.
Vor einiger Zeit brachte ein 16-jähriges Mädchen ihr Neugeborenes um.
Wochen zuvor tötete ein Amokschütze 14 MitschülerInnen und LehrerInnen.
Über Serienmörder macht das Deutsche Privatfernsehen einige Serien (oder kaufte diese).
Können Amokschützen mit Kindesmörderinnen verglichen werden?
Ich las einige Kommentare im Standard und war verwundert über einige Meinungen meiner MitposterInnen.
Ist jeder Mord gleich zu bewerten?
Was meint ihr dazu?
ich diskutierte mit FreundInnen oft über Verbrechen und Strafen.
Vor einiger Zeit brachte ein 16-jähriges Mädchen ihr Neugeborenes um.
Wochen zuvor tötete ein Amokschütze 14 MitschülerInnen und LehrerInnen.
Über Serienmörder macht das Deutsche Privatfernsehen einige Serien (oder kaufte diese).
Können Amokschützen mit Kindesmörderinnen verglichen werden?
Ich las einige Kommentare im Standard und war verwundert über einige Meinungen meiner MitposterInnen.
Ist jeder Mord gleich zu bewerten?
Was meint ihr dazu?
oelwaechselkurs - 20. Apr, 23:40
Meine Meinung
Eins ist klar, Mord ist und bleibt die Tötung eines Lebewesens und muss bestraft werden.
Ich finde:
Die Höchststrafe gilt für geplanten und kaltblütig ausgeführten Mord wegen niederen Motiven (Eifersucht, Gier).
Ebenso bei Mord aus Gelegenheit (Raubüberfall mit Tötung). Immerhin hat der Täter hier bereits vor, jemanden zu überfallen und ihn zu berauben, dies setzt bereits eine gewisse Planung voraus. Wenn das Opfer beim Überfall zu Tode kommt, ist es in meinen Augen fast so schwerwiegend wie geplanter Mord. Das niedere Motiv ist auch gegeben -> Habgier.
Anders ist es bei Mord im Affekt. (Jemand ist so sauer, dass er den anderen zb. schubst, dieser schlägt sich den Kopf an und stirbt - dumm gelaufen). Gewalt ist eine falsche Reaktion in der Wut. Diese Tötung sollte bestraft werden, aber nicht sooo hoch, weil die Tötung überhaupt nicht Absicht war. Es ist eher als Unfall zu werten. Wobei aber der Täter in meinen Augen keinesfalls straffrei ausgehen soll.
Fahrlässige Tötung. Dies ist meiner Meinung nach fast so schlimm, wie geplanter Mord. Weil sich der Täter um nichts schert, weder um sich noch um die Sicherheit der anderen, gehört er bestraft und zwar ziemlich hart. Man denke an Raserunfälle. Diese Tötung hätte verhindert werden können, bei umsichtigem Verhalten.
Schlimm auch, wenn ein paar betrunkene Jugendliche ein zufälliges Opfer totprügeln. Hier gilt in meinen Augen auch eine Höchststrafe, weil es einfach dumm ist und nicht einmal ein Motiv dahintersteckt.
Tötung aus Notwehr. Ein Angreifer muss immer damit rechnen, dass sich das Opfer wehren könnte. Hier hat der Angreifer (=Täter) seine Strafe gleich selbst abgeholt. Die Situation muss unbedingt genau geklärt werden, da dies auch ein ganz gemein geplanter Mord sein könnte. Andererseits soll eine Frau, der eine Vergewaltigung droht sich straffrei wehren dürfen. Wenn der Vergewaltiger dabei zu Tode kommt, ist das sein Pech, damit muss er rechnen.
Beim 16-jährigen Mädchen, das ihr Neugeborenes tötet, geht es um Verzweiflung. Mit 16 ist einem Menschen noch nicht klar, dass es sicher andere und bessere Lösungen gäbe. Meiner Meinung nach sind hier die Täter zb. die Eltern, die ihre 16-jährige in eine so verzweifelte Situation schlittern lassen. Kindsmord ist etwas schlimmes, aber hier tötet ein Kind ein Kind.
Der Amokläufer plant und führt aus. Er tötet mehrere Unschuldige aus Wut. Meist tötet er sich anschliessend selber, wenn man ihm die Zeit lässt. Auch hier sind die wahren Täter in der näheren Umgebung zum Amokläufer zu suchen (Eltern die sich nicht kümmern, Lehrer die sich nicht kümmern, Mitschüler die bösartig sind gegenüber dem späteren Amokläufer). Meist aber liegt eine Persönlichkeitsstörung vor.
Es ist daher wirklich notwendig, dass jeder Mörder eine faire Verhandlung bekommt. Keiner soll ungestraft davonkommen, aber die Umstände müssen beachtet werden. Jeder Fall muss einzeln angeschaut und beurteilt werden.
In den Fernsehkrimis passiert ein Mord meistens, weil sich der Mörder einen Vorteil erhofft. Ein Geheimnis wird geheim bleiben, es gibt eine Erbschaft, eine Karriere steht auf dem Spiel - der Kontrahent wird umgebracht und der Mörder erhofft sich so eine gewisse Sicherheit. Allerdings ist es so, dass die Schwierigkeiten mit dem Mord erst wirklich beginnen.
Und so ist es im wahren Leben - mit dem Mord fangen die Schwierigkeiten erst an, die man eigentlich aus der Welt haben wollte.
Die 16-jährige tötet ihr Kind, damit keiner erfährt, dass sie schwanger war. Das tote Kind wird gefunden, die Fragen werden gestellt, die Wahrheit kommt raus. Es hat also nichts gebracht. Aber die 16-jährige ist noch zu jung um diese Folgen zu erahnen. Sie war ja schliesslich auch noch zu jung um zu erahnen, dass sie von ungeschütztem Sex schwanger werden könnte. Vielleicht wurde sie auch missbraucht, dann kommt diese Geschichte wenigstens auch ans Tageslicht. Wäre sie aber auch gekommen, wenn sie das Kind am Leben gelassen hätte. Über die Konsequenzen seines eigenen Handelns wird man sich erst später im Leben bewusst.
Der Serienmörder ist wiederum ein ganz anderer spezieller Fall. Da ich keine Psychologin bin, möchte ich das auch nicht wirklich kommentieren. Nur dies: Der Serienmörder plant und führt eiskalt aus. Aber er hat keine niederen Motive wie Habgier oder Eifersucht, er hat einfach eine ganz schlimme Störung und gehört auf jeden Fall für immer in die Klappse.
Darum: Nein, Amokschützen können nicht mit Kindesmördern verglichen werden.
Langer Kommentar - mein Lieblingsthema. :-)
danke, für deinen kommentar
lg öwk