Der Zebrafink als Kaspar Hauser
Experimente zeigen, dass Vogelgesang sowohl angeboren als auch erlernt ist
London/Seewiesen - Anders als bei Vögeln verbieten sich solche Experimente beim Menschen selbstredend. Doch zumindest ein "Versuch" ist auch bei Homo sapiens überliefert: Das Findelkind Kaspar Hauser wuchs nach eigenen Angaben in völliger Isolation auf - was Störungen seiner sprachlichen Entwicklung zur Folge hatte.
US-Forscher um Olga Fehér von der Universität von New York isolierten männliche Zebrafinkenküken von der Gruppe und ließen sie ihre Gesänge drei Monate lang allein entwickeln. Danach verglichen die Biologen den Gesang dieser Kaspar-Hauser-Zebrafinken mit dem von Männchen, die das Singen in der Gruppe und mit Vorbildern gelernt hatten.
Dabei zeigte sich, dass der Gesang der isolierten Vögel stark von dem der anderen Tiere abwich: Er war sehr viel weniger strukturiert, lauter und mit hohen Ausreißern. Zudem besaß er keinen Rhythmus und klang monoton.
Bei diesem Experiment ließen es Féher und ihre Kollegen aber nicht bewenden: Sie setzten danach die isoliert aufgewachsenen Männchen zu jeweils einem männlichen Jungvogel, die sich die gefiederten "Kaspar Hausers" zum Vorbild nahmen und deren Gesang imitierten. Das Erstaunliche daran: Sie übernahmen die Silben ihrer seltsamen Lehrer, sangen jedoch in einem Rhythmus, der dem normalen Gesang ähnlicher war.
Diese Versuchsanordnung wurde über mehrere Generationen wiederholt. Das Ergebnis: Nach drei bis vier Generationen hatte sich der Gesang der Jungvögel dem normaler Populationen angeglichen. Daraus schließen die Forscher im britischen Fachblatt "Nature" (online), dass der Gesang von Zebrafinken teilweise genetisch festgelegt ist, durch die Umwelt aber weiter beeinflusst wird.
Aber das Timbre wird vererbt
Etwas anders sieht es beim Timbre der Zebrafinken aus, wie deutsche Forscher im Fachblatt "Evolution" berichten. Wolfgang Forstmeier und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Ornithologie haben gleich 809 Zebrafinken und ihre Gesänge untersucht und fanden heraus, dass die Stimmfärbung im hohen Maße erblich ist. Der Grund dafür sei, dass der Bau von Stimmapparat und Resonanzraum, wie auch die Körpergröße, zumindest teilweise vom Erbgut abhängt. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 5. 5. 2009)
http://www3.interscience.wiley.com/journal/122265005/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0
London/Seewiesen - Anders als bei Vögeln verbieten sich solche Experimente beim Menschen selbstredend. Doch zumindest ein "Versuch" ist auch bei Homo sapiens überliefert: Das Findelkind Kaspar Hauser wuchs nach eigenen Angaben in völliger Isolation auf - was Störungen seiner sprachlichen Entwicklung zur Folge hatte.
US-Forscher um Olga Fehér von der Universität von New York isolierten männliche Zebrafinkenküken von der Gruppe und ließen sie ihre Gesänge drei Monate lang allein entwickeln. Danach verglichen die Biologen den Gesang dieser Kaspar-Hauser-Zebrafinken mit dem von Männchen, die das Singen in der Gruppe und mit Vorbildern gelernt hatten.
Dabei zeigte sich, dass der Gesang der isolierten Vögel stark von dem der anderen Tiere abwich: Er war sehr viel weniger strukturiert, lauter und mit hohen Ausreißern. Zudem besaß er keinen Rhythmus und klang monoton.
Bei diesem Experiment ließen es Féher und ihre Kollegen aber nicht bewenden: Sie setzten danach die isoliert aufgewachsenen Männchen zu jeweils einem männlichen Jungvogel, die sich die gefiederten "Kaspar Hausers" zum Vorbild nahmen und deren Gesang imitierten. Das Erstaunliche daran: Sie übernahmen die Silben ihrer seltsamen Lehrer, sangen jedoch in einem Rhythmus, der dem normalen Gesang ähnlicher war.
Diese Versuchsanordnung wurde über mehrere Generationen wiederholt. Das Ergebnis: Nach drei bis vier Generationen hatte sich der Gesang der Jungvögel dem normaler Populationen angeglichen. Daraus schließen die Forscher im britischen Fachblatt "Nature" (online), dass der Gesang von Zebrafinken teilweise genetisch festgelegt ist, durch die Umwelt aber weiter beeinflusst wird.
Aber das Timbre wird vererbt
Etwas anders sieht es beim Timbre der Zebrafinken aus, wie deutsche Forscher im Fachblatt "Evolution" berichten. Wolfgang Forstmeier und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Ornithologie haben gleich 809 Zebrafinken und ihre Gesänge untersucht und fanden heraus, dass die Stimmfärbung im hohen Maße erblich ist. Der Grund dafür sei, dass der Bau von Stimmapparat und Resonanzraum, wie auch die Körpergröße, zumindest teilweise vom Erbgut abhängt. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 5. 5. 2009)
http://www3.interscience.wiley.com/journal/122265005/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0
oelwaechselkurs - 5. Mai, 09:39